Neues und Altes bei den Thunderbirds

Zum 7. Mal in Folge unterschrieb Martin "Bobo" Lutzke jetzt einen Head Coach Vertrag bei den Berlin Thunderbirds.

Inzwischen ist er damit wohl einer der Dienstältesten Cheftrainer im Berliner Football. Wir freuen uns auf weitere Jahre mit "Coach Bobo" an der Seitenlinie. Neu sind die Umstrukturierungen im Bereich Ost und die veränderte Gruppeneinteilung.

Dadurch kommen, zu den bekannten Regio-Teams noch die Berlin Adler als Absteiger und die Tollense Sharks als Aufsteiger dazu.

Was gibt es sonst noch Neues, fragen wir den ersten Vorsitzenden André Elbell und den neuen alten Head Coach der Blauen.

THB: André, Bobo, muss man noch etwas zur Verlängerung des Vertrages sagen?

André: Nein. Inzwischen kennt man sich gut genug. Man arbeitet seit Jahren vertrauensvoll zusammen, kennt den Plan / die Vision und arbeitet intensiv an der Umsetzung. Wir, der Vorstand, sehen in der Kontinuität der handelnden Personen einen großen Wert für den Verein und wollen auch künftig so handeln. Insofern ist die unbefristete Verlängerung einfach die logische Konsequenz.

Bobo: Ich kenne das Trainergeschäft jetzt seit 30 Jahren, habe in dieser Zeit 37 komplette Seasons mit Teams und 13 Auswahlen als Coach erlebt. Bei den Thunderbirds setzte ich jetzt alles um, was ich ... gelernt ... habe, wenn auch in kleinen Schritten, aber dafür eben in einem solide geführten Verein, ohne Schulden, ohne Stress zwischen den Abteilungen, ohne Druck, mit den eigenen Spielern im Mittelpunkt, einem guten Vereinsklima und allem was ich brauche, um arbeiten zu können. Vor allem Menschen, auf die ich mich verlassen kann, on and off the field.

THB: Viele Vereine machen Try-Outs, laden zu Trainings ein. Warum machen wir das nicht und was ist ein OPEN HOUSE?

André: Diese Frage betrifft den sportlichen Bereich. Das entscheidet Bobo und nicht der Vorstand.

Bobo: Try-Outs sind klassisch gesehen Tests für Spieler, um es in ein Team zu schaffen, praktisch haben wir die hier nicht. Nur die R-Teams (Royals & Rebels GFL) könnten so etwas machen. Dies ist aber vom Kosten Nutzen Faktor immer fraglich, weil, welcher Regionalligaspieler sollte einem der Top 7 Teams der GFL helfen..., bei uns kann jetzt wieder jederzeit eingesteigen. Wir brauchen also keinen solchen Termin. Unser Plan für das Herrenteam läuft seit 6 Jahren, also ist es auch nicht nötig, ihn jedes Jahr zu wiederholen. Das ist bei Vereinen, die gerade erst anfangen nach Plan zu arbeiten oder große Veränderungen, wie einen Auf- / Abstieg durchmachen, einen Wechsel bei den HC´s oder Veränderungen im Vorstand haben, natürlich anders und auch sinnvoll. Die Spieler wollen ja wissen, was theoretisch geplant ist. Das Open House ist mit Shuan Fatah 1997/98 aus den USA vom Nichols College rübergekommen. Shuan und ich haben damals die Berlin Rebels gecoacht und damit Spieler aus allen anderen Vereinen rekrutiert, um die Rebels zur #1 in der Stadt zu machen. War ein Riesen-Event, im Restaurant APRIL vom ehemaligen Rebels Spieler Andreas Strohschein. Das hatten wir komplett gemietet, Essen satt und Getränke umsonst, Video, Plan, Coaches, Vorstand, eine Riesenverkaufsveranstaltung eben.

THB: Wow klingt toll, ist aber nicht der Weg, den Du heute gehst, warum?

Bobo: Naja, wenn man ehrlich ist, dann war das eine mit Geld zusammengesetzte Truppe, wir haben die Adler fast kaputtrecrutet. Viele Berliner Vereine hatten Ihre Leistungsträger verloren und harte Jahre danach. Insgesamt hat es den Football in Berlin um ein paar Jahre zurückgeworfen. Während Shuan noch vor der Saison nach München ging, habe ich danach noch die Reste zu den Adlern zurückgebracht und bin dann ebenfalls, nach dem Rückzug der Rebels, in die Bundesliga gewechselt.

André: Auch hier ist für uns das Thema der Kontinuität von entscheidender Bedeutung. Kurzfristiger Erfolg ist für uns nicht ganz so wichtig, sondern eher die Nachhaltigkeit. Wir wollen unsere Spieler fördern und Schritt für Schritt besser machen. Dabei hat das Herrenteam zwischenzeitlich sicherlich eine gewisse Priorität gewonnen, da viele unserer in den Jugendmannschaften ausgebildeten Spieler nunmehr dort angekommen sind. Dies ist bei anderen Vereinen sicherlich ähnlich.

Wir haben 5 Teams im Verein und wollen nicht, dass durch große Investitionen in nur ein Team, die anderen gefährdet werden.

Spieler abzuwerben bedeutet auch, dem alten Verein einen Schaden in Jahresbeitragshöhe zuzufügen. Warum? Es gibt genug Männer in Berlin, die man für diesen Sport begeistern kann, das sehe ich als Aufgabe, nicht andere Vereine zu schädigen. Jeder Verein in und oberhalb der Regionalliga hatte zwischen 70 und 130 Spielerpässe, also benötigt keiner einen Spieler eines anderen Vereins. Da investieren wir lieber in die Jugendarbeit oder die zweite Männermannschaft, Stand heute.

THB: In einem kleinen Rahmen sind auch wieder Spieler von anderen Vereinen angesprochen worden, wie verhält man sich dann?

André: Wir wollen kein recruting. Vielleicht ändern wir das mal in der Zukunft, aber bisher sind wir damit sehr gut gefahren. Wenn jemand gehen will, dann ist das immer eine persönliche Entscheidung mit individuellen Gründen und sollte Sinn machen. Ansonsten gibt es dafür im Football auch Regeln und an diese halten wir uns auch selbstverständlich.

Bobo: Man rekrutiert aus 4 Gründen.

1. Abgänge, die ich aus eigener Kraft nicht kompensieren kann.

2. Einen Spieler, den ich abwerbe, hat mein Gegner nicht mehr, was Stress und Unruhe bedeutet.

3. Beitragszahler, bei mir ein Plus und bei einem Konkurrenten ein Minus

4. Für die GFL-Vereine einfach einen Trainings-Dummy.

Ich habe das in über 20 GFL Seasons nicht anders gemacht. Einen Spieler kann ich maximal aus einer Liga darunter abwerben, einen größeren Sprung bekamen die meisten nicht hin. Spielen ist immer noch das Beste für jeden Spieler und nicht, auf der Bank zu sitzen. Aber gut, du erzählst ihnen das, was nötig ist, damit sie wechseln. Objektiv gesagt, wie soll ich als Coach, der einen Spieler in einem Spiel gesehen hat und nichts über sein Umfeld, seine Arbeit, seine Verletzungen usw. weiß, versprechen können, dass er es in meinem Team besser hat, als da wo er jetzt ist. Gibt einige wenige Gründe, aber dann würde ich einem Spieler auch sagen, gehe da oder da hin, das wissen meine Jungs auch, da gibt es auch entsprechende Absprachen.

THB: Die Adler haben gerade einen US-QB vorgestellt, die Spandauer, 5 Rebels II Spieler verpflichtet, was sagt uns das?

André: Das alles wie erwartet verläuft, Adler und Sharks haben in den letzten Jahren mit Importen gearbeitet, arbeiten müssen. Ich hoffe nur, dass die Sharks nicht wieder einen Rückzieher machen, immerhin sind sie zum letzten Ligaspiel 2018 nicht mehr angetreten.

Die Adler haben den 3. HC in den letzten 12 Monaten, und ich hoffe wirklich, dass sie auch wieder die Kurve bekommen und wieder eine Konstante im Berliner Football werden. Einen Import als Jugend HC sehe ich skeptisch, aber ich denke, das hat auch etwas mit der Trainersituation, nicht nur bei den Adlern, sondern im Berliner Raum allgemein, zu tun. Warum die Rebels Spieler wechseln, weiß ich nicht.

Bobo: Importe in der Jugend einzusetzen, macht immer Sinn, dafür gibt es viele Beispiele und ich kenne einige davon, wir werden es nicht anders machen, wenn es solide finanziert ist. Und wenn er eine Trainer B-Lizenz für die GFL-J als HC hat, ist doch alles ok.

Der Wechsel der Rebels Spieler. Wenn ich raten würde..., die Rebels 2 können halt nicht aufsteigen.

Du kommst also dort als Spieler nicht weiter und für die GFL-1 fehlt halt in Berlin eine Zwischenstufe, zumindest in 2019. Offensichtlich wollen Adler und Bulldogs diese Lücke füllen, nachdem sie beide in 2018 noch daran gescheitert sind. Das wäre aus meiner Sicht auch gut so.

THB: Man hört überall von Off-Season und Conditioning Programmen. Was haben wir eigentlich anzubieten?

André: Ich glaube, man nennt es einfach Training. Jedenfalls haben wir jetzt wieder einiges an Gummi und Metall angeschafft und entsprechend notwendige Zeiten vom Sportamt bekommen.

Bobo: Ja, ich habe selber als Spieler ein altes Nebraska Cornhusker Programm durchlaufen... Am Ende, wenn Du ein College als Trainer betreust, absolut der Weg, den Spieler physisch in allen Ebenen zu verbessern. Hier in Deutschland sehe ich nur einen Weg. Jeden Spieler individuell zu betreuen, weil jede Lebenssituation hier anders ist, eben nicht wie in den USA.

Aber solange Du das als Verein nicht umsetzen kannst, und wir haben ja auch Jahre dafür gebraucht, ist das allemal ein guter Anfang. Immerhin geht es dabei nicht nur um Leistung, sondern auch um die blanke Gesundheit der Spieler.

THB: Gibt es eigentlich auch bei uns Neuverpflichtungen im Bereich der Trainer?

André: Ja, gibt es.

Bobo: Stimmt.

THB: Alles klar...,  das verkünden wir dann, wenn alles unterschrieben und geklärt ist. Danke für Eure Zeit.

André: Genau, gerne. Danke Dir.

Bobo: Danke.

Den Footballinteressierten, die gern mal den Sport oder auch nur die Berlin Thunderbirds kennen lernen möchten, sei unser Trainingstag an jedem Mittwoch genannt. Zur Zeit ist auch für Neueinsteiger, Querschiesser und Wiederkehrer der ideale Zeitpunkt die Knochen zu bewegen.

Wann: Jeden Mittwoch (ausgenommen der 31.10. da die Halle die jährliche Grundreinigung erfährt)!

B-Jugend ab 18 Uhr, A-Jugend ab 19 Uhr und die Männer ab 20 Uhr.

Wo: Sporthalle an der Hertabrücke, Hertastraße 1B in 12051 Berlin

Christian Martens - 25.10.2018 (Bilder und Text)

Bilder © Christian Martens